Oft werde ich gefragt wie bei mir
der Entwurfsprozess ausschaut und
wie ich auf neue Ideen komme.
Es ist einerseits schwierig zu beschreiben,
weil es sich für mich so "normal" anfühlt
und aus meinem "Inneren" kommt,
andererseits kann ich an dieser Stelle einige Tipps geben,
denen auch ich immer wieder aufs Neue folge:
1) Keine Angst haben etwas Falsches zu tun:
beim Entwurf muss man das Gefühl,
etwas "falsch" oder "richtig" zu machen,
über Bord werfen.
Wie auch in anderen Bereichen entwickeln
sich sehr oft die wunderbarsten Sachen,
die eigentlich aus etwas Unbrauchbaren
gar Fehlern entstanden sind.
Aus jeder noch so einfachen Strickprobe
lässt sich etwas ableiten.
Die Augen offen zu halten,
einen Schritt "zurück"zu gehen und alles wieder
so anzuschauen als ob es das erste Mal wäre,
ist dabei sehr wichtig.
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Entwurfsprozess: einfach loslegen und stricken |
2) Einfach loslegen:
Mir passiert es auch mal,
dass ich zu lange auf eine Idee,
einen Gedanken oder eine Vision
warte und darauf hoffe,
dass es sich einfach in meinem Kopf ergibt.
Leider passiert es nicht immer
und wenn ein Abgabetermin ansteht
und die Zeit einem davonläuft,
muss agiert werden.
Dabei stelle ich jedes Mal fest,
wie wichtig es ist irgendein Garn in die Hand
zu nehmen und los zu stricken
- ohne gross nachzudenken (man wäre wieder bei Punkt 1)!
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links der Entwurf, rechts das gestrickte Modell aus der Stricktrends 01/15 |
3) Sich nicht auf Perfektionismus versteifen:
Ich muss zugeben, dass ich nicht
sehr gerne meine Gedanken/Vorstellungen aufs Papier bringe.
Meist habe ich die Idee im Kopf
und fange an zu stricken, ohne sie auf zu zeichnen.
Wenn man eine eigene Kollektion anfertigt,
ist dies auch kein Problem.
Schwieriger wird es, wenn man nicht alleine arbeitet:
Seit ich als Freelancedesignerin für verschiedene
Zeitschriften Strickmodelle entwerfe,
muss ich der Redakteurin meine Vision
auf irgendeinem Weg auf zeigen.
Natürlich muss eine Skizze, die die Form,
das Muster und die Farbigkeit
des Strickstückes aufzeigt,
auf jeden Fall gemacht werden.
Ich habe jedoch lernen müssen,
dass es nicht darauf ankommt
die allerschönste Zeichnung abzugeben:
Es kommt nur darauf an seine Gedanke
aufzeigen zu können. Der Entwurfsprozess
würde sonst, unter dem Versuch eine perfekte Zeichnung
anzufertigen, zu sehr darunter leiden.